Schneider, die sich der Sache verbunden fühlten, passten den altertümlichen Schnitt der Kleidungsstücke den Modeströmungen des 19. Jahrhunderts an. Der kurze Mente (Husarenrock) wurde auf die Länge des Salonrocks gebracht, und statt der üppigen goldenen Bänder verwendete man einfache Verschnürungen. Diese modische Entwicklung nennt man Díszmagyar (festlicher ungarischer Anzug). In der nationalen Tracht der Reformzeit fand der Cifraszûr nur im westlichen Teil des Landes Verbreitung. Es gibt aber auch in Aufzeichnungen aus anderen Gegenden Hinweise, dass in einigen Grafenfamilien zum Fasching für Kinder Betjaren-Verkleidungen angefertigt wurden. Die Betjaren-Romantik wiederum kann als Teil einer nationalen Besinnung gesehen werden. Weiters ist festgehalten, dass bei den Wahlen zum Reichstag im Jahre 1847 Baron Frigyes Podmaniczky einen Cifraszûr trug. Hinter seiner Wahl stand Lajos Kossuth mit dem von ihm initiierten Schutzverein zur Förderung der heimischen Textilindustrie.
Für das erstarkende ungarische Nationalgefühl waren die Geschehnisse der Jahre 1848/49 wesentlich. Unter dem Eindruck der Revolution in Budapest am 15. März 1848 akzeptierte der Herrscher die durch den ungarischen Reichstag verabschiedeten Gesetze, welche die bis dahin größten Umwälzungen in der neueren ungarischen Geschichte einleiteten. Die bürgerliche Gleichberechtigung wurde verwirklicht, die Pressefreiheit proklamiert und die Leibeigenschaft aufgehoben. Nun konnten auch eine unabhängige ungarische Regierung und ein Reichstag, in dem das Volk auch wirklich vertreten war, gebildet werden. Die Umsetzung der geforderten Rechte mündete schließlich in einen Freiheitskampf für die Unabhängigkeit Ungarns, der von den österreichischen Truppen mit Hilfe des russischen Zaren niedergeschlagen wurde. Ungarn verlor seine Unabhängigkeit und nationale Selbstbestimmung.
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