Die Mode nach 1848
Aus zeitgenössischen Beschreibungen und Abbildungen ist ersichtlich, dass die meist aus feinen Materialen hergestellten herrschaftlichen Szûr oft mit Verschnürungen verziert waren. Charakteristisch waren stets der rechteckige Kragen und die Umschläge an der Vorderseite. Der Lehel-Szûr ist aus ,,einem dicken, schönen grauen Stoff gefertigt, ohne jedes Futter, rundum ist er reich mit Schnüren besetzt, am Hals befindet sich vorn eine Schnalle nach uraltem Prinzip, mit der man den Szûr enger oder weiter um die Schultern legen kann; weiters sind dort noch neun Schnallen, voneinander abgesetzt, zu sehen", schreibt die Zeitschrift Férfidivat közlöny, ein Blatt für Herrenmode, am 25. November 1860.
Neben den Herrenschneidern fertigten auch die Szûrschneider selbst Stücke für Kunden aus Aristokratie und Bürgertum. Der Motivschatz umfasste neben stilisierten Blumen auch figurale und naturalistische Elemente, Genreszenen und patriotische Sprüche. Diese Modewelle dauerte in Budapest nur einige Jahre, doch blieben die Cifraszûr auch danach weiterhin im Repertoire der städtischen Schneider. So beliebt wie zu Beginn der 1860er Jahre wurden sie jedoch nicht mehr. Der Cifraszûr verlor als Emblem nationalen Selbstverständnisses an Bedeutung, hielt sich jedoch während des ganzen 19. Jahrhunderts bis hinein in die 1930er Jahre als Festtagskleidung für die Kinder von Großgrundbesitzern, Schauspielern, Apothekern und Ärzten.
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