Darstellungen des Cifraszûr in der Malerei und Grafik des 19. Jahrhunderts
Die nationale Kleidermode, die gegen Ende der 1850er Jahre ihren Ausgang nahm, stellte trotz ihrer kurzen Dauer kein isoliertes Phänomen des ungarischen geistigen Lebens dar. Die Nationalbewegung erfasste alle Bereiche der Kultur. Besonders in der Bildenden Kunst gingen sichtbare Veränderungen vor sich. Arbeiten mit ,,nationalem" Thema waren weit verbreitet und beliebt. In diesem Zusammenhang kam schließlich auch dem Cifraszûr eine bedeutende Rolle zu. Seine Allgegenwart auf den Weltausstellungen belegt, wie dieses Kleidungsstück zu einem emblematischen, symbolischen Gegenstand hochstilisiert wurde und wie es im Bewusstsein aller Gesellschaftsschichten verankert war.
Anfangs waren die Alföld, die Puszta und ihre Bewohner, die Hirten und Betjaren auch für das ungarische Publikum nur ein Aspekt der orientalistischen Strömung der Romantik. Diese Interpretation von volkstümlichen Themen als etwas Exotisches findet aber in den 1850er Jahren ein Ende. Die Puszta und ihre Bewohner werden als etwas Eigenes erkannt und ins Nationalbewusstsein integriert. Dieser Prozess ist generell zu beobachten: Früher als fremd betrachtete, exotische Charakterzüge eines Volkes oder einer Nation werden plötzlich zu etwas Persönlichem, sie werden verinnerlicht. Das Interesse der Ungarn an der Alföld und ihren Bewohnern, den Hirten, hing eng mit der orientalistischen Mode des Adels zusammen, aber auch mit dem Mythos über den Ursprung der Ungarn im Fernen Osten, für den das Alfölder Milieu als Beweis galt und gleichzeitig als Reinkarnation desselben betrachtet wurde.
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